Daniel Schmid Dipl. Arch. ETH Architekturbüro Tübingen
Wohnhaus Klingenstraße 31, Kusterdingen 2015

Bauherrschaft:
privat

Architekt:
Daniel Schmid Dipl. Arch. ETH, Freier Architekt, Salzstadelgasse 7, 72070 Tübingen

Tragwerksplanung:
Ströbel Bilger Mildner, Beratende Ingenieure, Lilli-Zapf-Straße 6, 72072 Tübingen, www.ib-stroebel.de

HLS-Planung:
Andreas Präffcke, Büro für Haustechnikplanung, Blumenstraße 9, 72119 Ammerbuch - Pfäffingen

Auf einer Kuppe am Rand des alten Ortskerns von Kusterdingen befindet sich das ehemalige Bauernhaus aus dem Jahre 1908. Es teilt sich je zur Hälfte in einen Wohnteil, in dem sich zeitweise auch eine Poststelle befand, und einen ehemaligen Wirtschaftsteil mit Scheune und Stall. Nun wurde es zum Wohnhaus für eine dreiköpfige Familie mit einem Mehrzweckraum für berufliche Tätigkeit und einem Musikstudio umgebaut. Prägend für den Ort ist neben der dörflichen Lage auch die Aussicht über die Härten auf die Schwäbische Alb.

Der Ausbau des Hauses war in weiten Teilen noch bauzeitlich sehr gut erhalten und damals schön gemacht, bis hin zu den Anstrichen der Türen mit Bierlasur. Im gestalterischen Bereich wurde daher entschieden, im Inneren den Bestand in Struktur und Details so weit als möglich zu erhalten und Änderungen ablesbar zu halten und das Haus außen mit einer neuen Hülle zu umfangen und auch hier etwa neue und alte Öffnungen klar in ihren Formaten zu unterscheiden.

Die Wohnräume befinden sich weitgehend im ehemaligen Wohnteil, mit dem Wohnzimmer im Erdgeschoss, Elternschlafzimmer und Arbeitszimmer der Hausherrin im 1. Obergeschoss und Kinderzimmer und Gästezimmer im 1. Dachgeschoss. Im ehemaligen Wirtschaftsteil befindet sich in der alten Wageneinfahrt die Wohnküche, die gegenüber dem Wohnzimmer ihren landwirtschaftlichen Charakter erhalten hat, im 1. Obergeschoss der Mehrzweckraum und im 1. Dachgeschoss das Musikstudio. Beide Seiten des Hauses sind über eigene Treppen erschlossen und über Querverbindungen auf verschiedenen Stockwerken miteinander verbunden, so dass ein offenes und spannungsreiches Raumgefüge entsteht. Die Wohn- und Nutzfläche beträgt etwa 300m².

Das Fachwerk des Hauses musste nur stellenweise in traditioneller Konstruktion repariert werden. Die Hülle besteht aus einem verputzten Vollwärmeschutz in Mineralwolle, Holz-Alu-Fenstern in Eiche und einer Pfostenriegelkonstruktion in Stahl für die großen Öffnungen. Materialien stehen sichtbar für sich selbst und ordnen sich in das traditionelle Gefüge ein. In der Materialwahl innen wurde, soweit möglich, der Bestand erhalten und diese da, wo Änderungen notwendig waren, modern vom Bestand abgeleitet. So ersetzt ein geschliffener Sichtestrich den ehemaligen Lehmboden der Tenne, im Wirtschaftsteil sind die Gefache zwar verputzt, die Balken bleiben aber sichtbar. Gerade an Schnittstellen wurde bewusst auf Perfektion im Detail verzichtet, um die Entwicklung und die Haptik und Fügung ablesbar zu halten.

Im Außenbereich wurde auf der alten Vorderseite mit dem Vordach die alte Vorfahrt erhalten und neu gepflastert, hinter dem Haus wurde ein dem dörflichen Gefüge des Innenhofs entsprechender Garten mit Terrasse, Sitzbank und Pergola angelegt. Auf der Seit wurde an der Wand eine Spalierbirne gepflanzt. Durch die Öffnung der Tenne und weitere Ausgänge entstanden starke Raumbezüge und eine Verzahnung mit dem Umfeld.

Energetisch und raumklimatisch wird mit dreifachverglasten Holzalufenstern, umfangreicher Wärmedämmung und Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ein sehr hoher Standard von A+ (Primärenergie) und B (Endenergie) nach EneV 2013 erreicht. Die Heizung erfolgt über einen Holzofen in der Küche, der gleichzeitig auch zum Kochen verwendet und mit Stückholz und Pellets betrieben werden kann. Im Sommer und in den Übergangszeiten erfolgt die Brauchwassererwärmung über eine große Solaranlage. Zur Regenwassernutzung im Garten wurde eine Zisterne eingebaut.
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